Christian Scholz, Stv. Betriebsratsvorsitzender in Siemensstadt

Christian Scholz ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Sein ganzes Leben arbeitet er schon bei Siemens und hat in dem Unternehmen sein berufliches Zuhause in Siemensstadt gefunden. Weil die Transformation zur Siemensstadt2 dieses Zuhause betrifft – und auch die Zukunft der Kolleginnen und Kollegen, die er vertritt – legt er ein besonderes Augenmerk auf die Veränderungen, die hier in den nächsten Jahren vonstattengehen.

Herr Scholz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender: Wie sind Sie dazu gekommen?

Christian Scholz:
Dazu wird man gewählt. Ich war schon immer neben meiner normalen Berufslaufbahn Jugend- und Auszubildendenvertreter, dazu wird man auch gewählt von der Belegschaft. Es gibt freigestellte Betriebsräte und nicht freigestellte – also Leute, die das hauptamtlich machen – und Leute, die neben ihrer Tätigkeit an den Betriebsratssitzungen teilnehmen. Das wurde immer mehr in meinem Leben. Mein Herz hat immer weiter in die Richtung geschlagen, mich für Arbeitnehmerinteressen einzusetzen. Irgendwann hat mich das Gremium gefragt, ob ich das nicht hauptamtlich als stellvertretender Vorsitzender machen möchte. Und dann wurde ich dazu gewählt.

Sie haben Ihr ganzen Berufsleben bei Siemens gearbeitet?

Christian Scholz:
Ja. Das Gefühl ist, dass man Teil von etwas Großem, Sicheren ist. Dadurch, dass ich ja von Anfang an bei Siemens arbeite, meine ganze Berufskarriere lang, weiß ich nicht, wie es bei einem kleineren Unternehmen ist. Aber ich stelle mir vor, dass der Unterschied bei uns ist, dass man einfach einen sehr sicheren Arbeitsplatz hat, dadurch dass es so eine große Familie ist. Außerdem gibt es so vielfältige Möglichkeiten, auf Dinge zu reagieren, die vielleicht ein kleines Unternehmen nicht hätte.

Jetzt arbeiten Sie seit einigen Jahren in Siemensstadt. Was macht diesen Ort für Sie besonders?

Christian Scholz:
Was für mich speziell ist: Wenn ich Freunden erzähle, dass ich bei Siemens arbeite hier in Berlin, dann fragen die mich sofort: Ah, in Spandau? Oder wenn man mit Freunden hier die dreispurige Straße durch Siemensstadt fährt, und man weiß einfach, der ganze Bezirk heißt Siemensstadt – dann macht das schon ein bisschen stolz, da zu arbeiten. Das ist für mich das Besondere, dass es einen ganzen Bezirk gibt, der Siemensstadt heißt, und hier auch sehr viel von Siemens angesiedelt ist.

Und innerhalb dieses besonderen Ortes, gibt es da besondere Orte für Sie?

Christian Scholz:
Ja, na klar. Also erstmal gibt es hier in Siemensstadt an der Ecke das berühmte Stammhaus. Wir können durchs Werk gehen, und ich glaube, 80 Prozent der Siemensmitarbeiter wüssten genau, wo das Stammhaus ist, weil da die Kollegen nach der Arbeit gerne zusammensitzen. Es gibt Kegelvereine, Leute, die Fußball spielen, Fußballmannschaften über das ganze Werk verteilt. Wenn die am Freitag Fußball spielen wollen, dann rufen sie durch alle Abteilungen durch, wer Zeit hat, und spielen dann zusammen Fußball. Das ist eine coole Sache!

Jetzt steht die Zukunft vor der Tür. Ist das hier schon spürbar?

Christian Scholz:
Als Betriebsrat bin ich da voll mit involviert, weil das auch Veränderungen für unseren Produktionsstandort betrifft. Da sind auch Befürchtungen der Mitarbeiter, ob die Produktion durch Siemensstadt2 bedroht sein könnte. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass das eine positive Entwicklung für den Produktionsstandort ist. Deshalb engagiere ich mich, den Kollegen die Sorgen zu nehmen und die Siemensstadt als eine Chance zu sehen, wo man sich entwickeln kann, wo sich unsere Fertigung entwickeln kann …

Wie sehen Sie denn diese Entwicklung?

Christian Scholz:
Zurzeit ist es ja noch so, dass wir hier an diesem Standort Produkte produzieren, und die auch entwickeln. Wir machen alles, sozusagen. Aber natürlich werden solche Produkte auch durch Digitalisierung, durch andere Technologien abgelöst. Es ist meine Hoffnung, dass dadurch, dass in der Siemensstadt2 sich sehr viel Entwicklung ansiedelt, man dann auch sagt: Wir werden hier Prototypenfertigung machen. Oder Nullserienfertigung. Das heißt, bevor man irgendwo in der Welt in eine ganz große Serie geht, gucken wir uns hier erst Mal an: Wie macht man das in Serienfertigung? So in der Richtung sehe ich das für die Zukunft.

Und was ist Ihre Vision für Siemensstadt2?

Christian Scholz:
Also ich finde den Gedanken toll, Leben und Arbeit miteinander zu verbinden. Dass man hier die Möglichkeit hat, zu wohnen und zu arbeiten und damit auch die Infrastruktur fürs Leben besser wird. Dass es vielleicht ein Kino gibt. Sodass nicht nur Leute, die sich hier neu ansiedeln wie Start-Ups oder Leute aus der Entwicklung, sondern auch Produktionsmitarbeiter ihr Zuhause finden. Das wäre meine Vision.

Haben Sie noch einen persönlichen Wunsch für die Zukunft?

Christian Scholz:
Was ich sehr schön fände, was ja schon angedacht ist, ich habe vorhin schon erwähnt, dass ich stolz bin, wenn ich mit Freunden oder Familie hier diese große Straße langfahre und links und rechts Siemens sehe: Ein Plan für den Campus ist ja, dass der geöffnet ist, und dass man viel tiefer als Normalperson in diesen Siemens-Campus rein kann, in diese Siemenswelt. Das ist sehr reizvoll, dass sich das öffnet für die Öffentlichkeit. Das ist mein Wunsch.