Rena Kleine, Mitbegründerin des Start-up ecotrek in Siemensstadt

Rena Kleine hat mit ihren 21 Jahren schon einiges erlebt. Hat digitale Wirtschaft studiert und ist um die Welt gereist. Um sich inspirieren zu lassen, sagt sie. Die verschiedene Lebenskonzepte und Kulturen haben ihr gezeigt, wie Menschen zusammenleben können. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Ein Herzensthema für Rena Kleine. Deshalb hat sie mit drei Mitstreiterinnen ecotrek gegründet – ein Start-up, das für nachhaltiges Business steht und in Siemensstadt seine Zukunft sucht.

Frau Kleine, wie sind Sie darauf gekommen, ein Unternehmen zu gründen, das sich so auf Nachhaltigkeit fokussiert?

Rena Kleine:
Das ist ein sehr persönliches Thema für mich. Ich war immer schon tief damit verankert und hab dann nach dem Abi die Welt erkundet. Ich war in Mittelamerika, Kalifornien und auch Asien und hab viele verschiedene Lebenskonzepte und Kulturen kennengelernt. Und habe mich auch mit den Unterschieden beschäftigt. Costa Rica zum Beispiel ist mein Herzensthema: Wie die da wirtschaften, arbeiten und zusammenleben ist so viel sozialer und grüner. Und dann war für mich klar, ok ich möchte zurück nach Deutschland und hier studieren. Ich habe mich dann entschieden für ein Wirtschaftsstudium, für digitale Wirtschaft. Und dann war irgendwie klar: Wenn ich selbst ein Projekt gründe, dann sollte es nachhaltige Werte vertreten.

Können Sie genauer umreißen, wie das Businessmodell Ihres Start-ups ecotrek aussieht?

Rena Kleine:
Wir sammeln Nachhaltigkeitsdaten von Unternehmen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur Emissionen, sondern eben alle Ebenen – also auch ökonomisch, sozial und ökologisch. Wir aggregieren diese Daten und sammeln die dann in Form von Nachhaltigkeitsprofilen. Und diese Nachhaltigkeitsprofile sind über unsere cloud-basiere Webplattform zugänglich, die wir dann an Kunden verkaufen. Es ist sind in erster Linie Beschaffer*innen, also Einkäufer*innen aus Unternehmen wie Siemens, die durch diese Daten eine nachhaltige Beschaffung erzielen können, weil die gerade aktuell noch gar keine Nachhaltigkeitsdaten haben. Durch uns können sie nachhaltige Unternehmensentscheidungen treffen.

Nachhaltigkeit ist bei Ihnen also sehr umfassend gedacht?

Rena Kleine:
Es geht nicht nur um eigene Nachhaltigkeit, sondern auch um die von Lieferanten oder Geschäftspartner*innen. In diesem Thema liegt ein riesengroßer Hebel. Das ist zum einen durch Regulatorien so, wir hatten jetzt gerade die Verabschiedung vom Lieferkettengesetz. Aber auch andere Themen wie die CO2-Bepreisung, für die Unternehmen zukünftig zahlen müssen. Das nennt man dann „total cost of ownership“, denn sie zahlen nicht mehr nur für sich selbst, sondern für die ganze Kette und alle Shareholder. Der eigentliche Hebel liegt eben in den vorgelagerten Produktionsketten. Es ist so, dass von der Verteilung her in einem durchschnittsdeutschen Unternehmen 70 bis 75 Prozent der anfallenden Emissionen in den vorgelagerten Lieferketten liegen. Und deswegen beschäftigen wir uns auch genau damit, um den Hebel zu lösen.

Jetzt sitzen wir hier im A32 Entrepreneurs Forum Berlin Siemensstadt. Warum haben Sie diesen Standort gewählt?

Rena Kleine:
Das war echt ein Zufall. Es war kurz vor der Pandemie und wir haben nach einem Ort gesucht, wo wir unseren Freiraum haben, uns auch einmal zurückziehen können, der so ein bisschen außerhalb des ganzen Trubels ist. Einfach um einen klaren Kopf zu behalten. Und sind dann zufällig hier reingestolpert in den Raum, in dem wir gerade sitzen und haben dann die ersten Wochen hier unten gearbeitet und sind irgendwann hochgezogen, wo wir unser Büro haben und alle Vorteile nutzen können.

Welche Vorteile sind das denn? Wie können Sie diesen Standort Siemensstadt für sich nutzen?

Rena Kleine:
Ist wirklich eine spannende Frage. Ich glaube, was treibt Start-ups an: In erster Linie das Netzwerk. Wer ist sonst noch da und sind auch potenzielle Kunden vor Ort? Jetzt haben wir hier an dem Standort mit Siemens einen entscheidenden Vorteil. Und beide Seiten profitieren voneinander. Wenn sich hier immer und immer mehr Start-ups ansiedeln, glaube ich, ist es nur noch eine Frage von: Welche Restaurants sind hier vor Ort, welche Möglichkeiten habe ich hier, welche Events finden hier statt? Da ist jede Menge Potenzial! Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt nach der Pandemie, dass sich hier auch noch viel, viel mehr Start-ups ansiedeln. Also wenn sich dieses Quartier dann auch noch nachhaltig ist, dann wir er viele innovative Start-ups anziehen – ganz automatisch.