Lisa Wendzich, Gründerin SunCrafter in Siemensstadt

Lisa Wendzich hat einen Traum: nachhaltigen Strom überall verfügbar zu machen. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Bryce Felmingham das Start-up SunCrafter gegründet. Um ihre Vision zur Wirklichkeit werden zu lassen, haben sich die Unternehmer einen zukunftsträchtigen Ort gewählt: das A32 Entrepreneurs Forum Berlin Siemensstadt – eine umgebaute Lagerhalle, auf dem Gelände des Berliner Dynamowerks.

Frau Wendzich, was ist die Vision von SunCrafter?

Lisa Wendzich:
Die Vision von SunCrafter ist, Strom dahin zu bringen, wo er wirklich gebraucht wird – unabhängig von jeglicher Infrastruktur. Sei es Netze, sei es gute Anbindung an technisches Know-how, sei es Geld zu einem gewissen Grad. Weil wir deshalb upcyceln, nicht nur weil es nachhaltiger ist, sondern auch weil es für den Kunden günstiger sein soll. Ursprünglich waren unsere Produkte auf energiearme Regionen zugeschnitten. Im Laufe der Zeit haben wir aber gemerkt, dass Energiezugang nicht nur in energiearmen Regionen (Subsahara-Afrika zuallermeist) ein Problem ist, sondern tatsächlich sogar in deutschen Innenstädten ein Energiezugang nicht immer verfügbar ist. Auch wenn er verfügbar sein sollte!

Das heißt, Sie upcyceln alte Solarpanels, die dann als Hubs ortsunabhängig nachhaltigen Strom produzieren können?

Lisa Wendzich:
Genau. Wir schaffen eine Energiequelle, wo du die Energie da abgreifen kannst, dort wo sie produziert wird. Die Energiequelle ist komplett mobil und unglaublich nachhaltig, weil sie aus wiederverwerteten Materialien besteht. Dafür gibt es unfassbar viele Anwendungsfälle. Das ist manchmal auch eine Schwierigkeit für uns, sich darauf zu konzentrieren, was jetzt am meisten Sinn macht. Aber die Vision ist schon, es überall dahin zu bringen, wo es gebraucht wird. Und am allermeisten wird es eben in energiearmen Regionen gebraucht. Aber auf dem Weg dorthin bearbeiten wir noch weitere Themen.

Was wären das zum Beispiel für Themen?

Lisa Wendzich:
Das Thema, in dem wir jetzt besonders fokussiert arbeiten ist tatsächlich das Thema Mobilität in der Stadt. Da sind die Solar-Hubs wie kleine Punkte, an denen es immer wieder die Möglichkeit gibt, aufzuladen. Gerade in Richtung Mikromobilität, aber auch Handys, Wifi Hotspot, Umwelt-Sensorik. Quasi kleine Punkte in der Stadt, die autark stehen können, Strom generieren und den Bürgern bestimmte Services garantieren.

Für wen wären dieser Anwendungsfälle interessant?

Lisa Wendzich:
Das größte, das wir mit den Hubs laden können, sind E-Roller. Und das kleinste sind Handys oder Lampen. In erster Linie ist das Angebot gedacht für die öffentlichen Nahverkehrsanbieter, die sich sozusagen über die Hubs mit den Sharing-Anbietern verbinden sollen. Es geht darum: Wie kann man die Verkehrswende noch nachhaltiger und noch bürgerfreundlicher gestalten? Wir glauben, dass diese nachhaltigen und netzunabhängigen Ladestationen ein cooles Element sein könnten in der Stadt, das Bürger nutzen können, wo man zum Beispiel dann die E-Roller parken kann. Das gibt der Sache einen Ordnungsrahmen. Es ist eine günstige und saubere Art, Strom zu laden – und eine gute Art und Weise, Öffis und Sharing-Anbieter zu verbinden.

Warum haben Sie sich die Siemensstadt als Zentrum Ihres Schaffens ausgesucht?

Lisa Wendzich:
Es gibt ein Stipendium, das heißt das „Startup Stipendium Berlin“. Das ist von den Hochschulen organisiert. Das ist wie ein Programm für Gründungsförderung. Da waren wir drin. Du bekommst Coaching und Bürofläche usw. Und das haben wir halt hier bekommen, weil wir das an der HWR bekommen haben. Und während wir hier waren, haben sie die A32-Fläche eröffnet. Dann haben wir erst mal da gearbeitet und im Anschluss daran haben wir gemerkt „Das gefällt uns hier sehr gut, wir könnten uns vorstellen, hier unser Büro zu mieten“. Es ist interessant für uns, hier eine Fläche zu haben, wo wir Büro, Produktion und Lager vereinen können.

Was ist der Plan für die Next Steps?

Lisa Wendzich:
Wir würden gerne hier produzieren und natürlich auch unsere Ladestationen hier in der Siemensstadt2 einführen. Es soll um innovative Zukunftskonzepte von Mobilität, Wohnen und Arbeiten – und da passen unsere Stationen sehr gut rein.

Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft in Siemensstadt?

Lisa Wendzich:
Was ich extrem interessant fände: Es gibt viele Start-Ups, aber relativ wenige Firmen, die sich im Hardware-Bereich bewegen und da ist – finde ich – Siemens ein großartiger Partner dafür, weil sie unglaublich viel Hardware-Expertise mitbringen. Für uns wäre es großartig, wenn Siemens auch Produktion auf dem Campus ermöglicht, und wir unterstützen das. Das wäre unglaublich attraktiv. Günstige Mieten sind wichtig. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass in dem Moment, wo Kreative da sind, da kommt der Rest so oder so. Man braucht nicht im Vorfeld ein Café aufmachen, ich glaube das kommt dann von allein.